9.12.05

7. Perspektive in die Ferien zu gehen

Als ersten Schritt zur Methamorphose, d.h. das erste, was für die Teilnahme am Pilotprojekt der FassiS gemacht werden musste, war das Ausfüllen der so genannten „Selbsdeklaration“, was ich nicht als besonders schwierig empfand: ich musste einfach angeben, wofür ich Hilfe benötige. Nicht schlecht staunte ich bei der Frage nach Feriengeld. Zum erste Mal seit vielen Jahren eröffnet sich für mich die völlig neue Perspektive, irgendwohin in die Ferien zu gehen. Erwähnen möchte ich, wie ich letztes Jahr in die Ferien wollte:

Ich verspürte den dringenden Wunsch nach Tapetenwechsel und da Ferien für Schwerbehinderte wie ich eine äusserst kostspielige Angelegenheit sind, denn selbstverständlich muss ich eine/n Assistent/in mitnehmen und dafür bezahlen, was für mich völlig unmöglich war. Darum nahm ich Kontakt mit der Pro Infirmis auf und lud eine Beraterin zu mir ein. Eine nette Frau kam zu mir, nahm meine Wünsche verständnisvoll zur Kenntnis und gab mir schlussendlich den guten Rat: „Lieber Herr Buchli gehen Sie doch in die Ferien zu Ihren Eltern in schöne Engadin“. Dummerweise ist das Haus meiner Eltern nicht Rollstuhlgerecht und meine Eltern wären sowieso nicht in der Lage, mich zu pflegen. Ich empfand diesen Ratschlag als eine bitterböse, gemeine Frechheit. Ich bin 31 Jahre alt! Ich lernte daraus, dass ich die Hoffnung jemals wieder Ferien zu machen, ganz ganz tief begraben soll!

Ich hoffe, der Leser kann sich nun vorstellen, wie sehr ich mich auf das Projekt freue…