3.11.06

21. Reise nach Berlin

Da ich in meiner Wohnung einen neuen Boden bekommen sollte, musste ich gezwungenermassen für einen kurzen Urlaub weg gehen. Eine Stadt, die mich schon immer gereizt hat und die ich schon lange besuchen wollte, war Berlin.
Bis vor Kurzem hatte ich aber nie Gelegenheit dorthin zu gehen und zu übernachten, denn mir fehlte die dafür benötigte Assistenz. Das heisst: jemand der oder die mich begleitet, mir zu essen und zu trinken gibt, mich wäscht oder duscht, mich aufs WC bringt, mich ins Bett bringt und mich an- und auszieht.
Jetzt, da ich ohne Probleme eine Assistenz mitnehmen konnte, durfte ich ohne grössere Probleme für vier Tage nach Berlin. Das witzige daran war: Dieser Kurzurlaub kostete mich nicht mehr als eine nichtbehinderte Person. Am meisten an Berlin hat mich ihre Rollstuhlgerechtigkeit beeindruckt: Ich konnte alle öffentlichen Verkehrsmittel problemlos benutzen, ohne weiteres ins Kino und Theater gehen und auch die besuchten Museen waren rollstuhlgerecht. Ich will ja nicht behaupten, dass alles in Berlin rollstuhlgerecht ist, nur hatte ich das Gefühl, dass dort die Zugänglichkeit für Behinderte um einiges besser als hierzulande sei.
Ich habe einige phantastische Eindrücke von Berlin bekommen. Was aber meine benötigte Assistenz betrifft, so habe ich den Entschluss gezogen, dass für ein Weggehen von zu Hause, unbedingt mehr als eine Assistenz notwendig sind. Denn es braucht nur zu sein, dass irgendetwas nicht so wie zu Hause ist und schon genügt eine Assistenz nicht. So war es mit dem so genannten Patientenlift um mich ins Bett zu bringen: blöderweise war das eine ziemlich andere Konstruktion als die in Zürich. Und so benötigte die Assistentin einen recht grossen Kraftaufwand. Da ich auf einem recht schmalen Bett und ohne Gitter zu schlafen hatte, bin ich an einem Morgen, noch bevor die Assistentin kam, aus dem Bett gefallen. Ein Glück, dass ich nicht allzu lange so bleiben musste. Daraufhin wurde mir noch ein Gitter am Bett montiert.