19.2.09

52. Fortsetzung der Qual

Nach einem all zu kurzen, aber sehr erholsamen Intermezzo von zwei Tagen erschien sie nun wieder: Diesmal am Abend. Das gleiche Theater, wie schon gehabt, wiederholte sich. Diesmal einfach in umgekehrter Reihenfolge: Sie erschien bei mir 40 Minuten zu früh. Sie hatte meine Nachbarin - welche den Notfallschlüssel hat - mobilisiert und sie mitgenommen. Denn sie wurde nicht informiert, dass ich selber oder meine Assistenz die Tür öffnen kann oder können. So tauchte sie plötzlich aus dem Nebel in meine Wohnung auf. Mir wurde fast schlecht. Hatte ich doch kurz zuvor die Spitex anrufen lassen und ausdrücklich gewünscht, dass ich diese Person nicht mehr ertragen kann.
Ich teilte ihr mit, dass sie zu früh da wäre, dass ich noch nicht ins Bett möchte. Sie verstand wahrscheinlich kein Wort… Nach etwa einer halben Stunde sagte ich ihr, sie soll mir bitte die Lichter (Neonröhre) in der Küche ausmachen. Sie meinte, sie tue das nachher, wenn ich im Bett bin. Da ich aber ahnte, dass sie damit ihre Schwierigkeiten haben wird, bestand ich darauf, dass sie die Lichter jetzt ausmache. Sie versuchte es. Schaffte es nicht. Nachdem sie sehr lange probiert hatte und ich wieder aufzuregen begann, kam sie auf die glorreiche Idee meine Nachbarin zu holen und sie zu fragen, wie man wohl die Lichter ausmacht. Die Nachbarin erschien erneut und zeigte ihr, wie die Lichter abzuschalten seien. Sie sprach zu mir: Du sägä, was machä… I nix wisse. Das übliche Theater folgte. Ich musste ihr alles erklären, oder besser: ich versuchte ihr alles zu erklären. Sie begriff wieder nur einen Bruchteil. Als ich schließlich und endlich im Bett war, sagte ich ihr noch, sie soll mir bitte noch die Bedienung vom Bett geben. Sie darauf: Waas Bedienung? Ich darauf: Die Bedienung vom Bett. Bitte auf Gitter tun. Nachdem ich 20 Minuten lang zu erklären versuchte, was nun eine Bedienung sei, rief sie ihre “Chefin” an und fragte sie, was Bedienung auf Serbokroatisch heisse. Als sie endlich begriffen hatte, was ich gemeint hatte, gab sie mir die Bedienung. Endlich verlies sie mich. Sie verlies mein Zimmer, kam in den Aufenthaltsraum und notierte ihre Aufenthaltszeit in das Arbeitsprotokoll der Spitex. So rief ich am nächsten Tag der Spitex an und meinte, sie solle mir diese Frau bitte nie mehr schicken.
Doch vergeblich. Zu meinem Erstaunen kam sie auch am nächsten Abend. Ich wollte verzweifeln. Das ganze Leben kam mir sehr bitter vor.
Sie sprach sogleich zu mir: Viele Leut sägä… Da unterbrach sie und sie schaute mich fragend an: Mich oder mir?
Keine Ahnung was sie von mir wollte. So sagte ich zu ihr: Mich. Sie bedankte sich für meine Auskunft und sprach weiter: Viele Leut mich sägä L. aufpasse, diese Mann… Sie Härr Buchli… bese Mann… viele, viele bese Mann… Als ich wieder nach einer langwierigen Tortur im Bett war fing sie wieder an: L. hab viele Sache gekunnt… i mache… häre… nix gute… Darauf musste ich sie unterbrechen: Stopp! Ich verstehe kein Wort. Darauf sie: Aha! Jajaja, du nix gute herä. Und ohne Unterbruch sprach sie weiter: I nix repetiere ganze Abend. Du nix gute herä.